Professionell Nein zum Kunden sagen Ratgeber
Every Rose Has Its Thorn – das sangen schon Poison. Doch das Nein zum Kunden muss nicht durch die Blume daherkommen.

Nein zum Kunden sagen – ja geht das denn so einfach? Natürlich! Der Ton jedoch macht wie immer die Musik.

Dabei ist es für viele Menschen bereits im privaten Umfeld nicht leicht, jemandem eine Bitte abzuschlagen. Und dann erst im Geschäftsleben? Die Frage drängt sich auf:

Warum fällt Nein sagen nur so schwer?

Den meisten Kindern wird beigebracht: Sei artig, nett und mach um Gottes Willen keinen Schmarrn. Es könnte sonst sein, dass dich Menschen weniger lieb haben …

Klar, dass sich solche Aussichten ins Gedächtnis einbrennen. Mittlerweile sind wir zwar erwachsen, doch die Angst klingt nach.

Sage ich Nein, werde ich weniger gemocht. Und wer möchte das schon?

Dabei wissen zahlreiche Menschen um diese Prägungen aus der Kindheit nicht einmal mehr. Die Überzeugungen werden in die Schatten geschoben – verdrängt, aber nicht verarbeitet.

Noch früher bedeutete der Ausschluss aus dem Kollektiv auch im Erwachsenenalter häufig den Tod. Denn einen Säbelzahntiger alleine zu bekämpfen, das war ohne Weggefährten im Rücken eher unmöglich.

Überzeugungen und frühe Prägungen tragen also einen Löwenanteil dazu bei, warum vielen Menschen ein Nein so schwer über die Lippen kommt.

Ein Nein zum Kunden schont die Beziehung

So paradox es auch klingen mag: Das Nein zur richtigen Zeit kann eine Beziehung nachhaltig verbessern. Auch im Geschäftsleben. Ein Praxisbeispiel:

Als mittelständischer Handwerksbetrieb ächzen Sie derzeit unter dem Arbeitspensum. Helfende Hände fehlen an allen Ecken und Enden. Nun möchte eine Werbeagentur ihren Hauptsitz neu möblieren lassen.

Ein schöner Großauftrag, oder? Grundsätzlich ja. Aufgrund der Umstände können Sie ihn jedoch unmöglich erfüllen. Weder jetzt, noch in vier Monaten.

Keine Frage, eine Entscheidung muss her.

Den Auftrag nehmen Sie in jedem Fall an. Irgendwie wird es schon funktionieren. Zur Not bitten Sie um angepasste Modalitäten.

Dabei ist Ihnen bewusst, dass die gewohnt hohe Qualität Ihres Hauses leiden könnte. Und dies nicht nur in puncto Service.

Höflich lehnen Sie die Anfrage ab, bedanken sich für das Interesse und verweisen auf einen verfügbaren Mitbewerber.

Sie machen klar, dass Ihr Nein rein geschäftliche Gründe hat. Ihnen fehlen schlicht die Kapazitäten für beste Leistung.

Was professionelle Absagen auszeichnet

Wer Nein sagt, macht sich unbeliebt. Zumindest denken viele Menschen das. Dies ist aber nicht zwingend der Fall, wie im obigen Beispiel klar wird.

Würden Sie den Auftrag nämlich bei den genannten Voraussetzungen annehmen, sind hängende Mundwinkel vorprogrammiert. Und das auf beiden Seiten.

Besser ist in einem solchen Fall, auf die professionelle Absage zu setzen. Mit Sachgründen lässt sie sich einfach und transparent vermitteln. Zu ihnen zählen die bereits erwähnten fehlenden zeitlichen sowie personellen Kapazitäten.

Der Grundtenor einer Absage muss selbstverständlich stets freundlich sein. Auf Rechtfertigungen ist in jedem Fall zu verzichten.

Reagiert der Kunde ungehalten auf Ihr nachvollziehbares Nein, ist ein kühler Kopf gefragt. Weisen Sie erneut auf die Sachgründe hin, die gegen eine momentane Zusammenarbeit sprechen. Ein Hinweis auf einen fähigen Mitbewerber unterstreicht Ihre Professionalität außerdem.

Geht ein Nein zum Kunden aus persönlichen Gründen klar?

Es kann jedoch auch sein, dass ein schlechtes Bauchgefühl oder vergangene Erfahrungen gegen eine Kooperation sprechen. Persönliche Gründe bereiten Ihnen also Kopfschmerzen.

Auch in diesem Fall ist ein professionelles Nein zum Kunden besser, als sich zähneknirschend auf eine unter aller Voraussicht maue Zusammenarbeit einzulassen.

Rechtfertigen Sie sich nicht. Ein nett formuliertes Nein ist aussagekräftig genug.

Doch Obacht!

Auf Ausreden oder Lügen wie vorgeschobene fehlende Kapazitäten ist in jedem Fall zu verzichten. Kommen diese nämlich ans Licht, ist Ihr professionelles Standing dahin.

Fazit: Von gesunden Grenzen profitiert jeder

Nein sagen ist vielleicht nicht immer schön. Manchmal ist es jedoch die einzige logische Alternative zum Ja. Egal, ob im privaten oder beruflichen Kontext – von gesunden Grenzen profitiert jeder.

Fällt Ihnen Nein sagen noch schwer? Es lohnt, daran zu arbeiten. Hilfreiche Tipps und Übungen wie im YouTube-Video der RedeFabrik bieten sich für den Einstieg ins Thema wie ich finde sehr gut an.